Beleuchtungsanlagen in einem Tunnel zu planen, klingt simpel. Man sieht ja nur ein paar Lampen, die die Strasse beleuchten, aber der Schein trügt! Hinter der sichtbaren Installation in einem Tunnel verbirgt sich eine komplexe Steuerung, die mit allen anderen Anlagen im Tunnel kommuniziert, um im Ereignisfall für jede Situation die richtige Reaktion schalten zu können, damit sich Automobilisten in Sicherheit bringen können.
Um eine Beleuchtungssteuerung einer Anlage in einem Tunnel zu verstehen, benötigt man einen Überblick über die einzelnen Bereiche. Die Ansicht einer Tunnelbeleuchtung (im Schnitt) findet sich oben als Bild eingefügt mit Legende.
Durchfahrtsbeleuchtung
Im Normalbetrieb sichert die Durchfahrtsbeleuchtung über die Videoüberwachung die Sichtbarkeit von Hindernissen im Tunnel und bildet somit die optische Ereignisdetektion. Es gibt einen Tag- und einen Nachbetrieb. Im Ereignisfall schaltet die Durchfahrtsbeleuchtung auf maximale Lichtleistung.
Adaptationsbeleuchtung
Einrichtung für die Sicherstellung eines graduellen Übergangs in Einfahrtsstrecken von Tunneln, um die Anpassung der Augen der Automobilisten an die neuen Lichtverhältnisse zu erleichtern. Im Ereignisfall hat diese Teilanlage keine Funktion.
Brandnotbeleuchtung
Diese Einrichtung besteht aus punktuellen Lichtquellen im Abstand von 50 m. Sie befindet sich einen halben Meter über dem seitlichen Bankett auf Seite der Fluchtwege. Diese Beleuchtung weist flüchtenden im Brandfall den Weg, damit sie die rettenden Fluchttüren finden können. Sie hat logischerweise nur im Ereignisbetrieb eine Funktion.
Optische Leiteinrichtung
Die optische Leiteinrichtung ist immer beidseitig auf den Banketten der Fahrbahnbegrenzung angebracht, um den Strassenverlauf im Tunnel visuell zu unterstreichen. Die Sichtbarkeit von Kurven im Strassenverlauf ist damit viel besser gewährleistet. Im Ereignisbetrieb schaltet diese Einrichtung immer auf die maximale Lichtleistung.
Fluchtwegbeleuchtung
Beleuchtung der Fluchtwege hinter Fluchttüren aus dem Fahrraum. Sie wird verwendet in Sicherheitsstollen, Treppenhäusern oder auch in Schutzräumen.
Strassenbeleuchtung
So bezeichnet man grundsätzlich jede Beleuchtung, die mit Kandelabern ausgerüstet ist. Bei Tunneln fällt die Beleuchtung von sogenannten «Überfahrten» im Portalbereich in diese Kategorie. Überfahrten sind Einrichtungen zur Überleitung des Verkehrs von einer Fahrtrichtung auf die andere, um z.B. bei Tunnelsperrungen in der offenen Fahrtrichtung Gegenverkehr einzurichten. Um diesen Konfliktpunkt, aus lichttechnischer Betrachtungsweise für den Automobilisten besser sichtbar zu machen, wird diese Überleitung beleuchtet.
Grüne Balken
Diese Teilanlage ist seit 2020 eigentlich Bestandteil der Signalisation, wurde im vorliegenden Projekt aber noch über die Beleuchtung realisiert. Diese Leuchten sind immer seitlich von Fluchtwegen installiert und beinhalten auch 3 Blitzleuchten auf einer Höhe von 2 m. Im Ereignisfall werden diese Blitzleuchten eingeschaltet, um flüchtende im Tunnel auf den Fluchtweg aufmerksam zu machen.
Die elektrische Installation dieser Anlagen erfolgt grundsätzlich immer gemäss NIN-Norm und den Vorgaben des Bundesamtes für Strassen. Zudem gibt es eine «ESTI Weisung», welche für Nationalstrassen gewisse Ausnahmen und Abweichungen zur NIN-Norm regelt.
Dies ist nur eine kurze Erläuterung der einzelnen Teile einer Beleuchtungsanlage. Nächstes Mal, wenn Sie durch einen Tunnel fahren, sehen Sie die Beleuchtung vielleicht mit etwas anderen Augen...
SCHERLER – smart swiss engineering